Im November 2014 hat der Verwaltungsrat der Energie Hunzenschwil AG (ENH) nach einer intensiven Evaluationsphase entschieden, Smart Metering mit dem System AMIS von Siemens Schweiz AG in Hunzenschwil einzuführen. Ein richtungsweisender Entscheid, wurde doch im Mai 2017 mit der Annahme der Revision des Energiegesetzes und der damit verbundenen Energiestrategie 2050 in der Folge ein flächendeckender Rollout von intelligenten Zählern in der Schweiz mit 80% Ausbau bis 2027 vorgeschrieben. Die Handlungsfreiheit, welche die ENH mit ihrer Organisation als Aktiengesellschaft hat, erlaubt es Geschäftsführung und Verwaltungsrat, Ideen und Projekte von deren Nutzen wir überzeugt sind, rasch zu realisieren!

Smart-Meter-System
Smart Meter sind intelligente Stromzähler, die den Stromverbrauch der Kunden automatisch an den Energieversorger übermitteln. Die Datenübermittlung vom Zähler erfolgt mit Powerline über das Niederspannungsnetz zu den Datenkonzentratoren in den Trafostationen und von dort über das betriebseigene Glasfasernetz zum zentralen Datenknoten und weiter zum Datendienstleister. Mit den Lastschaltgeräten anstelle der bisherigen Rundsteuerempfänger sind die Voraussetzungen vorhanden, künftig auch dynamische Steuerungen und Smart-Grid-Anwendungen zu realisieren.

Glasfasernetz
Mit der Erstellung des Glasfasernetzes zwischen den Trafostationen in den Jahren 2010 bis 2012 hat die Einwohnergemeinde Hunzenschwil mit der damaligen Elektrizitätsversorgung als Gemeindebetrieb bereits eine weitsichtige und wesentliche Grundleistung für den Betrieb eines Smart-Meter-Systems auf der Basis von Powerline-Communication (PLC) geschaffen. Dank der erfolgreichen Kooperation und Synergiezusammenlegung mit der Antennengenossenschaft Hunzenschwil wird dieses Glasfasernetz inzwischen auch für Telekommunikationszwecke benutzt. Auch Dark-Fibre-Anschlüsse von Betrieben in Hunzenschwil sind über unser Glasfasernetz realisiert.

Evaluation und Systementscheid
Im Jahr 2014 hat die ENH die beiden Smart-Meter-Systeme von Siemens und Landis+Gyr eingehend geprüft und evaluiert. Der Entscheid fiel auf der Basis zweier sowohl technisch, administrativ wie auch finanziell gleichwertiger Angebote. Ausschlaggebend für das Siemens-System war schlussendlich insbesondere die offene Systemarchitektur zu Leitsystemanwendungen.

Systemdienstleister
Bei der ENH sind Kapazität und Infrastruktur für den Betrieb des Transaktionsservers, der zentralen Hard- und Software für Systembetrieb und Datenmanagement, nicht vorhanden. Der Aufwand für Aufbau, Betrieb und Unterhalt der Systeme Inhouse wäre immens und nicht wirtschaftlich für ein Werk mit der Grösse der ENH. Ein offener Punkt nach dem Systementscheid war deshalb die Evaluation eines Dienstleisters für den Betrieb des Transaktionsservers mit technischer Unterstützung des Smart-Meter-Systems, Datenverarbeitung und Datenübermittlung an das zentrale Verwaltungs- und Abrechnungssystem IS-E der ENH. Nachdem die AEW Energie AG im Jahr 2015 das Siemens-System AMIS in ihr Portfolio aufgenommen hat, konnte sich die ENH als Mandant dieses Dienstleistungsangebot sichern. In der Folge wurde auch das Energiedatenmanagement der ENH an die AEW Energie AG übergeben. Dies hat sich bestens bewährt und der AEW Energie AG gebührt an dieser Stelle ein sehr grosser Dank für den ebenso grossen Einsatz zur Betreuung der Systeme zugunsten der ENH.

Projektstart
Der Projektstart erfolgte im Januar 2015 und kurz vor Weihnachten 2015 konnte schon die ganze Basisinfrastruktur mit Erstellung der Datenkonzentratoren in den Trafostationen und der Kommunikation bis zum Datenknoten erfolgreich in Betrieb genommen werden. Sämtliche Datenkonzentratoren in den Transformatorenstationen wurden vom Betriebsteam der ENH gebaut, montiert, angeschlossen und in Betrieb gesetzt. Gleichzeitig wurden zusammen mit Siemens und der AEW Energie AG die Systemstrukturen erstellt und die notwendigen Parametrierungen von Zentral- und Endgeräten definiert.

Rollout Endgeräte – Kostenloser und rascher Einbau
Seit 2015 wurden bei Neubauten und Zählerwechsel bereits die intelligenten Stromzähler (Smart Meter) von Siemens eingesetzt. Der gestaffelte Ersatz aller Zähler war dann für die Jahre 2016 – 2018 vorgesehen. Gestartet wurde im Januar 2016 im Gebiet Oberdorf / Mitteldorf. Die Kunden wurden durch die ENH jeweils schriftlich über den Wechsel des Stromzählers informiert. Der Zähleraustausch und die Anpassung an die Steuerungskomponenten erforderten – je nach Situation – lediglich einen geplanten Stromunterbruch von etwa 5 bis 20 Minuten. Für die Kunden ergaben sich mit dem Zählerwechsel keine Veränderungen an Installationen und keine zusätzlichen Kosten. Gleichzeitig mit den Zählern wurden auch die Rundsteuerempfänger durch Siemens-Lastschaltgeräte (LSG) ersetzt.
Der Rollout konnte wie geplant per Ende 2018 vollständig abgeschlossen werden. Sämtliche Zähler und Lastschaltgeräte wurden vom Betriebsteam der ENH ausgewechselt. Eine grosse Leistung der ebenso grosser Respekt gebührt.
Mit der stets offenen Informationspolitik der ENH und den kompetenten Auskünften der Zählermonteure vor Ort, konnten die Geräteauswechslungen ohne grössere Probleme und vollständig durchgeführt werden. Ein grosser Dank für die Zusammenarbeit geht an dieser Stelle deshalb auch an alle Kunden der ENH, welche uns dies schlussendlich ermöglicht haben.
Die Systemstabilität erwies sich als ausgezeichnet, praktisch alle Geräte haben sich nach der Inbetriebnahme problemlos am System angemeldet. Einige wenige Probleme mit Kundengeräten oder mit der Kommunikation konnten alle vor Ort behoben werden.

Datenübermittlung und Datenschutz
Die Zählerdaten werden zugriffsgeschützt in den Zählern zwischengespeichert und danach verschlüsselt an die ENH übertragen. Um die Daten vor Missbrauch zu schützen, legt die ENH genau fest, für welche Zwecke diese genutzt werden und wie der Zugriff darauf gere­gelt ist. Die bidirektionale Datenübermittlung vom und zum Zähler bzw. LSG erfolgt mit Powerline PLC über das Niederspannungsnetz zu den Datenkonzentratoren in den Trafostationen, von dort über das betriebseigene Glasfasernetz zum zentralen Datenknoten der ENH und weiter – ebenfalls über eine direkte Glasfaserleitung – zum Datendienstleister AEW Energie AG. Die Kommunikation erfolgt damit in sich geschlossen über keine öffentlichen Netze.

Von den Smart Metern werden systematisch nur anonymisierte Daten ausgelesen. Die Ver­knüpfung mit den Kundendaten erfolgt erst in den Verrechnungsystemen.

Nutzen
Mit den intelligenten Haushaltstromzählern und den Fremdgerätegateways bei Grosskunden kann der Verbrauch für die Rechnungsstellung bei allen Messstellen fernausgelesen werden. Die immer problematischer werdende manuelle Zählerauslesung vor Ort entfällt und es ist eine stichtaggenaue Rechnungsstellung möglich. Die monatlichen Ablesedaten werden bei der ENH gespeichert. Die ENH wird damit den Stromverbrauch vierteljährlich nach effektivem Verbrauch verrechnen, die bisherige Akontorechnung im Frühling und Herbst entfällt. Die Zählerstandswerte werden täglich ausgelesen und stehen der ENH bei Bedarf ebenfalls zur Verfügung.  So können auch Mieter- und Eigentümerwechsel ebenfalls immer stichtaggenau erfolgen, auch bei nachträglich erfolgten Meldungen.

Die intelligenten Smart-Meter-Zählern verarbeiten und speichern zusätzlich zu den klassischen aktuellen Verrechnungsdaten diverse weitere Informationen. Nebst den 99 letzten monatlichen Rückstellwerten von Wirk-, Blindstrom und Leistung erfassen die Zähler auch momentane Strom-, Leistungs- und Spannungswerte, Spannungsqualitätsdaten und 15-Minuten-Lastgangwerte. Damit ist jeder Zähler ein eigentliches Messgerät mit vielen wertvollen Informationen für Kunden und Werk. Systematische Auslesungen und Speicherungen dieser Daten werden nicht vorgenommen. Punktuelle Datenauslesungen z.B. für Verbrauchs- und Fehleranalysen erfolgen immer in Absprache mit den Kunden.

Bereit für die Energiezukunft
Mit der Smart-Meter-Infrastruktur ist auch eine Rahmenbedingung für die volle Marktöffnung, welche eine vierteljährliche Ablesung des Stromverbrauchs vorsieht, bereits umgesetzt. Smart Meter zählen gemäss Information des Bundesamtes für Energie (BFE) zu einer zentralen Massnahme der Energiestrategie 2050. Durch die Installation von intelligenten Stromzählern und der möglichen, zukünftigen Verknüpfung mit einem Kommunikationsnetz, können z.B. «Stromfresser» aufgedeckt und damit allenfalls eine Reduktion des aktuellen Energieverbrauchs realisiert werden. Smart Meter allein sparen noch keine Energie, sondern erst das geänderte konsumverhalten der Kunden und die Einbindung in die zukünftigen intelligenten Stromnetze (Smart Grid).

Projektabschluss
Das Smart-Meter-Projekt mit der Installation der Systemkomponenten und dem vollständigen Rollout der Feldgeräte konnte per 31.12.2018 abgeschlossen und abgerechnet werden.